40 Jahre Schutz des tropischen Regenwaldes
Die Projektbeschreibung für die Jahre bis 2012 finden Sie hier als PDF zum Download
April 2008
Start in das zweite Pilotprojekt
Der Erfolg ist bewiesen!
Unser erprobtes Modell für zukünftiges Leben und Arbeiten der Indiovölker im Amazonas-Urwald kann in Serie gehen …
… und es muss in Serie gehen, denn schon mehr als 140 Dörfer bitten um Ausbildung nach dem Modell der Mustergemeinden Yuwints und Sharamentsa.
Ausgangssituation
„Die Zukunft der Amazonas-Indios liegt im Wald. Sie wollen mit ihrem Wald und ihren Traditionen zeitgemäß leben. Die Schwerpunkte sind dabei, der Jugend eine Zukunft im Wald zu ermöglichen und der Umweltschutz“. Mit dieser Vision waren 1999 Vertreter der Shuar, Achuar und Kichwa an INDIO-HILFE herangetreten und baten um Beratung und Unterstützung.
Das Ergebnis gemeinsamer Planung war das erste Pilotprojekt von 2002 bis 2007. Die drei Völker stellten Mustergemeinden zur Verfügung, um in einem einzigartigen, absolut innovativen Testlauf zu erproben, wie Gemeindeentwicklung, Ausbildung und Produktion tief im Wald Erfolg haben können, ohne die Natur zu belasten.
Mit Abschluss der größten Malaria-Kampagne im gesamten Amazonasgebiet wurde dieses Pilotprojekt 2007 erfolgreich beendet. Das Modell ist ausgereift.
INDIO-HILFE und die Bewohner der Mustergemeinden haben das Know-how, die Stammesführungen sind von den Ergebnissen überzeugt, und andere Dörfer im weiten Umkreis, die den Prozess beobachteten, stehen Schlange, um denselben Weg in die Zukunft beschreiten zu können.
Zielsetzung
Die Vision der Waldindianer beginnt, Wirklichkeit zu werden. Das Ziel aller Bemühungen seit 1999 war es, auf der Basis der positiven Resultate aus dem ersten Pilotprojekt möglichst flächendeckend beraten und unterstützen zu können.
Wir sind soweit: das zweite Pilotprojekt bis 2011 dient der Ausbreitung des Modells. Obwohl wir von bekannten Größen ausgehen, sprechen wir von „Pilot“-Projekt, denn wir wissen nicht, wie viele Dörfer sich für den Weg der Mustergemeinden eignen. Noch nie wurden bei den Waldindianern Amazoniens so komplexe Maßnahmen flächendeckend durchgeführt. INDIO-HILFE hatte einen kleinen Vorgeschmack durch die Malaria-Kampagne in 112 Dörfern. Aber schließlich ging es dabei „nur“ um ein Thema, um das Thema Gesundheit.
Umsetzung
Bei dem Pilotprojekt 2 – der Schritt weisen Einbindung neuer Gemeinden – wird INDIO-HILFE finanziell vom deutschen Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt. Im Bereich erneuerbarer Energien kooperiert das deutsche Klima-Bündnis. Die umfangreichen Eigenmittel, die INDIO-HILFE bereit zu stellen hat, müssen aus Spenden generiert werden.
Das Projekt startete mit sechs neuen Dörfern nach bewährtem Muster:
Die gesamten Ausbildungsmaßnahmen für Waldgemeinden sind Teil des Programms der AMAZONICA-Akademie, der ersten Urwaldakademie für Indiovölker und Studenten aus aller Welt, die zeitgleich im Frühjahr 2008 gegründet wurde (siehe www.amazonica.org).
Malaria-Abschlussbericht
Pumpuentsa ist mit 260 Bewohnern eine der größeren
Achuar-Siedlungen. Hier fand unsere zweijährige Malariakampagne
offiziell ihren krönenden Abschluss (der Besuch der Dörfer
läuft noch einige Monate weiter). Der gesamte Landkreis (neun
Dörfer) war vertreten. Wir flogen mit dem Präsidenten und
dem Gesundheitsbeauftragten der Achuar-Föderation ein. Aus der
Hafenstadt Guayaquil kamen auf unsere Einladung hin die nationalen
Direktoren der Malariabehörde und der Abteilung für indigene
Bevölkerung im Gesundheitsministerium. Außerdem waren die
Malariatage in Pumpuentsa die letzte Performance unseres bisherigen
Projektleiters Eduardo Escobar. Wir verteilten die restlichen 800
Moskitonetze, die Malariahelfer aus den Dörfern erhielten Unterricht
im Blutentnehmen und in der Behandlung von Malariapatienten. Wir erklärten
die große Bedeutung der neugeschaffenen medizinischen Infrastruktur
im Wald. Erstmalig gibt es ein Netz von 112 Dörfern im Achuar-
und Shuar-Gebiet, die allesamt ausgebildet und in eine gemeinsame
Kampagne mit eingebunden wurden. Auf dieser von INDIO-HILFE geschaffenen
Basis können das Gesundheitsministerium und besonders die Malariabehörde
in Zukunft weiter arbeiten und die medizinische Versorgung der Waldgemeinden
verbessern. Für INDIO-HILFE / AMAZONICA ist das Netzwerk Basis
für zukünftige integrale Aktivitäten im Wald.
Höhepunkt war die Übergabe des von INDIO-HILFE geschaffenen
medizinischen Netzwerks durch Mascha Kauka (1. Vorsitzende) an die
Malariabehörde SNEM (den nationalen Direktor). INDIO-HILFE übergibt
dem Gesundheitsministerium einen verlängerten Arm und ein Standbein
in einem Waldgebiet von etwa zwanzigtausend Quadratkilometern. Nun
sind es Aufgabe und Verantwortung der Regierung, das Beste daraus
zu machen.
Die Vertreter der Regierung und der Achuar bedankten sich bei INDIO-HILFE,
und der zuständige Arzt betonte, dass die Häufigkeit der
Malariafälle schon deutlich abgenommen habe. Besonders Malaria
tropica sei rückläufig und in mehreren Landkreisen seit
Monaten nicht mehr registriert worden.
Malaria-Kampagne on tour
„Tsuakratin“
heißt in der Indio-Sprache Shuar „Heiler“, damit
sind die Sanitäter gemeint; „uchich“ ist das Wort
für „klein“. Der „uchich tsuakratin“,
von uns kurz „uchich“ genannt, ist der „kleine Heiler“,
der Malariahelfer. In jedem der 112 Indiodörfer, die am stärksten
von Malaria betroffen sind, wurde ein Malariahelfer benannt. Es geht
nun darum, 112 „uchich“ in Malaria-Prävention und
-Heilung auszubilden, Moskitonetze an jede Familie zu verteilen und
alle Dorfbewohner über Vorbeugung und Folgen von Malaria aufzuklären.
Die Ausbildung der „uchich“ geschieht an den jeweiligen
Sanitätsstationen, die die umliegenden Dörfer betreuen –
insgesamt 12 Stationen. Unser Ausbildungsteam reist über viele
Monate von einer Sanitätsstation zur nächsten. Überall
sind die zukünftigen „kleinen Heiler“ schon versammelt,
erwarten den Unterricht und die Moskitonetze.
Blutproben nehmen können, Kontakt mit dem Sanitäter halten,
die Behandlung der Patienten betreuen, Berichte schreiben, den Familien
zeigen, wie man Betten baut, um Moskitonetze optimal zu spannen, die
Jagd nach Mückenlarven in jeder Pfütze und Vieles mehr ist
die Aufgabe des „uchich“. Von seiner Arbeit wird es abhängen,
wie stark sein Dorf in Zukunft unter der Malaria leiden wird.
Diese ambulante Ausbildung ist die erste ihrer Art in der Amazonasregion
Ecuadors. Sie ist beispielhaft für die Schaffung einer medizinischen
Infrastruktur weitab vom Straßennetz.
Glückliche Schweine bringen Glück!
Artgerechte Tierhaltung lohnt sich für den Landwirt. Diese Erfahrung
machen jetzt auch die Indio-Bauern in den Mustergemeinden unseres
AMAZONICA-Projekts.
In großen Gehegen mit Bachläufen und natürlichen Teichen
halten sie Schweine, Hühner und Gänse, Kaimane und domestizierte
Wasserschweine, einheimische Fischarten und Schnecken.
INDIO-HILFE startete diese Initiative, um den Wildbestand zu schonen.
Bisher lebten die Indios ausschließlich vom Jagen und Fischen.
Jetzt haben sie genügend Fleisch, Fisch und Eier vor der Haustür.
Bei guter Produktion verbessert sich nicht nur die Ernährung
der Familie sondern es wird auch eine Einnahmequelle geschaffen: Lebende
Tiere, Fleisch und Eier können verkauft oder im Tauschhandel
abgesetzt werden.
Der Maschendraht für die Gehege kommt – wie sollte es anders
sein – aus der eigenen Produktionsstätte im Dorf (siehe
"Projekte" 2004/2005).
Der Kreis der ökologischen Entsorgung schließt sich
Im Auftrag von INDIO-HILFE führt Ingenieurin Jenny Aragundy mit
den Bewohnern der Modellgemeinde Yuwints monatlich Workshops zur Mülltrennung
durch und unterweist sie im Bau und Gebrauch von Kompostern und Frühbeeten.
Damit schließt sich der Kreis der ökologischen Entsorgung,
den INDIO-HILFE mit dem Bau der Biogasanlage und der Trockentrenntoiletten
initiiert hatte.
Das erste umfassende Hygiene- und Entsorgungsprogramm im ecuadorianischen
Urwald besteht aus mehreren Teilaspekten, die im Schaubild verdeutlicht
werden:
• Mülltrennung in jedem Haushalt, Schule, Gemeindehaus
und Sanitätsstation
• Nutzung der Abwässer der
Toilettenanlage und der organischen Abfälle aus der Schulküche
zur Erzeugung von Biogas
• Nutzung der organischen Abfälle
der Haushalte zur Herstellung von Kompost
• Nachbehandlung
der kompostierten Fäkalien aus der Trockentrenntoilette und Nutzung
als Bodenverbesserer im Komposter
• Einrichtung von Frühbeeten,
Hochbeeten und Gemüsegärten. Nutzung von getrenntem Urin
und Kompost zur Düngung
• Nachbehandlung der Grauwässer
in einer Pflanzenkläranlage
• Ausbildungs-Workshops
zu den Themen Gesundheit, Umweltsanierung und -erziehung
•
was dann noch übrig bleibt wird vergraben oder verbrannt
Das Ergebnis: Yuwints ist die sauberste Gemeinde weit und breit, und
seine Bewohner haben gut gedüngtes Gemüse in Hülle
und Fülle. Die Umwelthygiene hat auch für die Malaria-Bekämpfung
positive Auswirkungen. In der ordentlichen Gemeinde wurden alle möglichen
Brutstätten für Moskitolarven (offene Kanister, kaputte
Tongefäße und Kochtöpfe, Pfützen und stehendes
Wasser in Gräben) entfernt.
"Unsere Malaria-Kampagne ist ein voller Erfolg!"
Ein Bericht von Mascha Kauka
Projektbetreuungsreise April-Mai 2006
Den Erlös aus unseren drei Sammelaktionen für die Malariakampagne (Riesen-Osterei, Ballettgala und Spendenbriefaktion) hatte ich gleich auf die Reise mitgenommen. Die Dollars (Landeswährung
in Ecuador) wurden hauptsächlich für Medikamente gegen Malaria
und für fehlende Ausstattung in den 13 Sanitätsstationen
verwendet.
Einen Teil der Medikamente erhielten die 12 Sanitäter, die im
ersten Kurs zur Malaria-Diagnose am Mikroskop ausgebildet wurden.
Im April, in einem einzigen Monat, gab es in Yuwints, unserer Modellgemeinde,
in der die Ausbildung stattfand, 14 Fälle von Malaria. Aus den
Nachbargemeinden kamen weitere Patienten, insgesamt 31 Fälle
an Malaria vivax und Malaria falciparum (tropica). Für diese
Patienten war es ein Glück, Ärzte und Studenten mit Mikroskopen
zur Diagnose sozusagen vor der Haustür anzutreffen. Die Malariakranken
konnten alle erfolgreich behandelt werden – darunter war auch
ein Baby, erst 7 Monate alt. Zudem bedeuteten die Malariafälle
für die Studenten die allerbeste praktische Übung.
Außer Medikamenten, wurden zwei Funkgeräte für Dörfer
an der ecuadorianisch/peruanischen Grenze gekauft, die noch keinen
Funkkontakt mit den anderen Sanitätsstationen und mit dem Kreiskrankenhaus
außerhalb des Waldes hatten. Kommunikation unter den Sanitätern
und mit den Ärzten draußen ist ungeheuer wichtig. Die Sanitäter
müssen sich beraten lassen können, fehlende Medikamente
anfordern und besonders gefährdete Patienten ausfliegen lassen.
Die Malaria-Kampagne läuft noch bis Ende März 2007 mit mehreren
Kursen, der Verteilung von Moskitonetzen an jede Familie und der Vergabe
von Medikamenten und anderer Ausstattung an die Sanitätsstationen.
Aber schon jetzt kann in Übereinstimmung mit der ecuadorianischen
Regierung, den teilnehmenden Ärzten, den Stammesführungen
und den Indios im Wald festgestellt werden, dass die Kampagne von
INDIO-HILFE zur Vorbeugung und Bekämpfung von Malaria absolut
neuartig ist und nie gekannten Erfolg hat.
Es ist
eine flächendeckende Malaria-Kampagne auf 16.000 km² Urwald,
weitab vom Straßennetz für 112 Dörfer von Waldindianern.
Es ist die größte und umfassendste Aktion zur Vorbeugung
und Behandlung von Malaria im gesamten Amazonasgebiet.
Die meisten Maßnahmen werden erstmalig durchgeführt:
• Erstmalig ist ein unabhängiges medizinisches
Netzwerk im Urwald der Amazonasregion.
• Erstmalig findet
eine medizinische Fachausbildung von Indios im Urwald statt. Die Betreuung
des Netzwerkes wir ausschließlich durch die Indio-Sanitäter
der ansässigen Stämme durchgeführt.
• Erstmalig
erhalten die ecuadorianische Regierung und die Weltgesundheits-Organisation
eine Statistik der gesundheitlichen Verfassung der Waldindianer. Die
Indio-Sanitäter schicken einen monatlichen Bericht an das Ministerium.
• Erstmalig werden nicht nur Sanitätsstationen und Fachkräfte
besser ausgerüstet, sondern finden Unterricht und Betreuung in
jedem der von Malaria geplagten Dörfer statt, mit allen Familien,
in jedem Haus.
• Erstmalig wird durch die Vermittlung von
INDIO-HILFE das Gesundheitsministerium aktiv eingebunden und verpflichtet,
seinen Aufgaben bei der Waldbevölkerung nachzukommen. Zugang
bei den Indio-Dörfern, Beteiligung an den Maßnahmen und
anschließende Verantwortung für die geschaffene Infrastruktur
sind für die Regierung ebenso neu wie interessant. Sie brauchten
eben einen Türöffner!
Das funktionierende Netzwerk wird nach Abschluss der Malaria-Kampagne
von INDIO-HILFE dem Ministerium zum weiteren Unterhalt übergeben.
Dazu unterzeichneten wir Verträge bei meinem letzten Besuch.
• Erstmalig schaffen wir ein dokumentiertes Modell für
medizinische Kampagnen, das andere Institutionen in anderen Waldgebieten
Amazoniens, Afrikas oder Asiens anwenden können.
Förderung von 52 Schülern und Studenten
Der erste Elektroinstallateur aus dem
Urwald und für den Urwald. Dieses Stipendium hat sich gelohnt!
Unser AMAZONICA-Projekt hatte den Shuar-Indio Jencham der Mustergemeinde
Yuwints schon finanziell unterstützt, damit er sein Abitur machen
konnte. Jetzt, nach weiteren 4 Jahren, ist er Elektromeister. Und
nicht nur das - Jencham bekam ein Ehrendiplom als einer der drei besten
Absolventen seiner Fachschule. Er durfte bei der Abschiedsfeier die
Fahne tragen.
INDIO-HILFE gratuliert und freut sich mit Jencham, seiner Familie
und seinem Dorf! In Yuwints wird er auch seinen Arbeitsplatz finden.
Und von hier aus ebenfalls die Nachbargemeinden bedienen.
Die Studienbeihilfen für 52 Schüler und Studenten im Jahr 2006 helfen Gymnasiasten in den Waldgemeinden per
Fernstudium über ein tägliches Radioprogramm ihr Abitur
zu machen.
Wir unterstützen die Ausbildung an Fachinstituten und Universitäten
auch außerhalb des Waldes. Bedingung ist immer, dass der zukünftige
Beruf jedes Einzelnen im Wald ausgeübt werden kann und dort dringend
gebraucht wird.
Für die jährlichen Stipendien brauchen wir 16.000,- Euro.
Bitte unterstützen Sie die Ausbildung der Waldindianer.
Unsere zweite „Alternative Runde“ zu erneuerbaren Energien
in Ecuador: ein unerwartet großer Erfolg
bei den Medien und der Bevölkerung
Im Polytechnikum der Hauptstadt Quito veranstaltete INDIO-HILFE am
11. November 2005 die zweite Alternative Runde zum Thema „Erneuerbare
Energien“. Der Rektor des Polytechnikums und die Deutsche Botschaft
in Ecuador eröffneten die Veranstaltung.
Das Klima-Bündnis und der Deutsche Entwicklungsdienst DED wirkten
mit.
„Las Rondas Alternativas“, die Alternativen
Runden wurden im Jahr 2002 aus der Taufe gehoben. Mascha Kauka berichtete
dazu in ihrer Einführungsrede:
„… Vor drei Jahren
saß ich in einem Restaurant in Puyo, der Hauptstadt der Provinz
Pastaza (ecuadorianische Amazonasregion). An meinem Nebentisch unterhielten
sich einige Männer sehr lautstark. Einer von ihnen fragte seinen
Nachbarn: „Und was passiert, wenn das Erdöl zu Ende ist?“
– „Dann ist alles zu Ende!“, rief der Befragte entsetzt.
„Das wäre das Ende Ecuadors, das Ende der Welt!“
Die meisten von Ihnen hier im Saal wissen, dass es nicht so ist. Weder
Ecuador noch die Welt werden am Ende sein, nur weil es kein Erdöl
mehr gibt. Ganz im Gegenteil: Die Welt schwebt in großer Gefahr,
und Ecuador steht am Rande des Abgrunds gerade wegen der extremen
Erdölförderung mit all ihren zerstörerischen Folgen
für unsere Erde, unsere Atmosphäre und unseren gesunden
menschlichen Geist.
Diese Diskussion zeigte mir, dass wir etwas unternehmen müssen.
Zu viele Menschen denken wie jene Männer am Nebentisch. Zu viele
sind falsch unterrichtet oder überhaupt nicht informiert, mental
blockiert und unfähig, über Alternativen nachzudenken.
Jeder in Ecuador kennt die „Rondas de Licitación“,
die Versteigerungsrunden um Bohrlizenzen zwischen der Regierung und
den großen multinationalen Ölkonzernen. Deren Thema ist
das Erdöl, eine endliche, nicht erneuerbare Ressource mit all
ihren Begleiterscheinungen.
Als Kenner der Alternativen zu Erdöl, war es nahe liegend, die
„Alternativen Runden“ ins Leben zu rufen. Runden, die
erneuerbare Ressourcen zum Thema haben, wie die Sonne mit ihren Energieformen.
Runden, bei denen kein elitäres Grüppchen das Land hinter
verschlossenen Türen verschachert, sondern Veranstaltungen, die
öffentlich sind, um möglichst viele Menschen zu informieren…“
(Die volle Rede von Mascha Kauka finden Sie hier zum Download.)
Die 400 Besucher – darunter hauptsächlich Studenten –
applaudierten und diskutierten leidenschaftlich zu jedem der Vorträge.
In dem von der Erdölförderung geschundenen Ecuador sind
die Themen unserer Runden ein echter Lichtblick. Professor Ernst Schrimpff
von der FH Weihenstephan referierte als Hauptredner zu: „Pflanzenöl
statt Dieseltreibstoff“. Gerd Seidler vom DED brachte einen
interessanten Beitrag zum selben Thema mit anschließender vehementer
Diskussion über alternative Treibstoffe und Energielieferanten.
Ein weiteres Highlight waren die Berichte zweier Indioführer
über die Arbeit mit erneuerbaren Energien in ihren Urwalddörfern.
Diese indigenen Modellgemeinden unseres AMAZONICA-Projekts sind Vorreiter
in Ecuador.
Das europäische Klima-Bündnis wurde durch eine Reisegruppe
vertreten, die ihre grauenvollen Eindrücke im Norden Ecuadors
schilderte, wo durch rücksichtslose Erdölförderung,
Abholzung und Umweltvergiftung kein gesundes Leben mehr möglich
ist.
Höchst erfreulich war das Interesse bei den Medien: große
Artikel in den wichtigen Tageszeitungen, Sendungen in Quito und Puyo
und Live-Übertragung und -Interviews rund um die „Ronda“.
(Das Programm hier zu öffnen – die Vorträge auf Spanisch können
bei uns angefordert werden: info@indiohilfe.de.)
Start unserer Kampagne zur Bekämpfung der Malaria bei den Waldindianern
Seit zwei Jahren steigen die Malariaerkrankungen im Urwald der ecuadorianischen
Amazonasregion alarmierend an:
Malaria vivax: + 50%
Malaria falciparum, die gefährliche „tropica“:
+ 400%
Waldindianer, die mehrfache Malariaanfälle überleben,
leiden an den Folgen wie Anämie und anderen Schwächezuständen.
Die nationalen Gesundheitsbehörden haben weder die Mittel noch
die Logistik, im Wald zu helfen. Internationale Organisationen und
die Missionen in Ecuador schauen tatenlos zu.
Immerhin geht es um ein Gebiet von 14.500 qkm (Karte
im pdf-Format), das entspricht etwa dem Regierungsbezirk
Oberbayern ohne die Landkreise Rosenheim und Traunstein (oder dem
Bundesland Schleswig-Holstein ohne den Landkreis Plön). 14.500
qkm unberührter Urwald ohne einen Kilometer Straße, nur
mit dem Flugzeug erreichbar. Dort warten ca. 16.000 Menschen in
112 Gemeinden auf unseren Einsatz.
Wir richten ein Netzwerk aus 13 Sanitätsstationen im gesamten
Territorium ein, die von den umliegenden Dörfern auf Urwaldpfaden
oder auf Flusswegen im Kanu zu erreichen sind. Von diesen Stützpunkten
aus werden Prävention, Früherkennung und Behandlung akuter
Fälle sowie die Kontrolle der eingeleiteten Maßnahmen
betrieben. Jeweils zwei Indios mit Sanitätsausbildung pro Station
erhalten im Wald ein zusätzliches Spezialtraining für
die Malariabekämpfung mit Unterweisung am Mikroskop. Sie sollen
Art und Intensität der Malaria-Erkrankung vor Ort erkennen,
sofort Gegenmaßnahmen ergreifen und die Nachsorge vornehmen
können. Ein von INDIO-HILFE beauftragter Tropenarzt besucht
diese Stationen regelmäßig und sorgt für die ständige
Weiterbildung der Malaria-Kontrolleure.
In jeder der 112 Gemeinden gibt es zudem einen Indio als „Malaria-Helfer“.
Auch er erhält eine Malaria-Grundausbildung in Urwald-Workshops.
Die Malaria-Helfer sorgen dafür, dass die Patienten im Dorf
von der Sanitätsstation betreut oder in die Station zur Behandlung
gebracht werden.
Gleichzeitig sind die Helfer zuständig für die Beseitigung
von Krankheitsherden, die die Ausbreitung der Malaria begünstigen.
Auch dazu gibt es Rat und Unterweisung von unseren Fachleuten, die
jedes Dorf, jedes Haus besuchen. Von der täglichen Hygiene
über die Einrichtung von Trockentoiletten und Müllbeseitigung
bis zu gezielten Sprühaktionen mit Schutzmitteln geht die Bandbreite
der Unterweisung.
Sehen Sie auch unseren Aufruf unter „Spenden“.
Neu: Gemüseanbau in Hochbeeten
„Die Tomaten schmecken besser, wir ernten viel mehr, und die
Pflanzen bekommen keine Krankheiten - es ist wie ein Wunder!“,
strahlt Federico.
Auch ihn hat das „Hochbeet-Fieber“ gepackt, so wie die
anderen Bewohner von Yuwints. Manche Familien in dieser Mustergemeinde
schreinerten schon 10 Hochbeete für den Gemüseanbau.
Natürlich ist es kein Wunder, dass Küchenkräuter,
Tomaten, Paprika, Bohnen, Zwiebeln und die anderen - zur Zeit 14
- Gemüsearten in den Hochbeeten besser gedeihen. Besonders
Stecklinge und zarte Pflanzen werden am Boden von Tieren gefressen,
vom tropischen Platzregen fortgeschwemmt oder faulen in der nassen
Erde.
Den Gemüseanbau in bequemer Tischhöhe hat INDIO-HILFE
bei den Chachi-Indios im Regenwald an der Pazifikküste kennengelernt
und den Amazonas-Indios empfohlen. Die Hochbeete sind wie riesige
Sandkästen auf Beinen. Der Kastenboden besteht aus einem Lattenrost,
der mit Palmfasern ausgelegt ist. So hält er die Erde, lässt
aber das Regenwasser durch. Ob Schnecken oder Kaninchen, sie haben
das Nachsehen. Gedüngt wird mit Asche und Kompost.
Eine ideale Lösung für den Hausgebrauch!
Kochkunst im Urwald
In den Waldgemeinden gibt es nicht viele Verdienstmöglichkeiten.
Sanfter Tourismus kann in Zukunft eine Einkommensquelle sein, allerdings
nur für wenige ausgesuchte Gemeinden. Die AMAZONICA-Mustergemeinde
Yuwints im Territorium der Shuar-Indios wird sicherlich dazugehören.
Schon heute fragen sich die Frauen: „Was kochen wir morgen?“
„Morgen“ heißt, wenn die Touristen kommen, die einen
anderen Geschmack haben. Um schon ein bisschen zu trainieren und vor
allem die nötigen Zutaten vor Ort zu säen und zu pflanzen,
gibt INDIO-HILFE-Präsidentin Mascha Kauka bei jedem ihrer Besuche
einen Kochkurs. Etwa 16 Frauen lernen in Theorie und Praxis und kochen
auf 3 großen Holzfeuern und einem Grill.
Aus heimischen Lebensmitteln, die sie alle kennen, werden neue Gerichte
zusammengestellt. Frisches Gemüse, das es im Wald wenig gibt,
und einige Obstsorten, die Touristen lieben, wurden angebaut.
So lernten die Indios z.B., dass Ingwer nicht nur eine Medizin ist,
sondern auch in der Hühnersuppe gut schmeckt, wie man aus den
vorhandenen Avocados Guacamole macht, und dass weißer Reis mit
Gewürzen und Gemüsen abgewandelt werden kann.
Natürlich ist jeder Kochkurs nicht nur Unterricht sondern eine
Party für das ganze Dorf. Während die Frauen schnipseln
und brutzeln, sitzen die Männer dabei, plaudern und probieren
schon einmal. Zuletzt gibt es das große Festessen für alle.
Erstmalig: Harpyie mit Sender
Der spanischen Ornithologin Ruth Muñiz ist es gelungen, eine
junge Harpyie im Horst zu fangen und von dem hohen Urwaldriesen abzuseilen.
Dann wurde dem Adler ein Sender wie ein Rucksack aufgeschnallt. So
können die Lebensweise dieser Tiere und die Bedrohung ihres Reviers
noch besser studiert werden.
Die Harpyie ist einer der wichtigsten Bioindikatoren für intakten
tropischen Regenwald.
Dieses in der wissenschaftlichen Welt sensationelle Ereignis geschah
zwei Jahre nachdem Ecuador den Mai zum „Monat der Harpyie“
erklärt hatte und den Adler selbst zum Symbol des nationalen
Naturerbes.
Grundstein für diese Erfolgsstory legten Ruth Muñiz und
INDIO-HILFE, die jahrelang an dem wissenschaftlichen Nachweis und
dem Schutz des drittgrößten Adlers der Welt gearbeitet
haben.
Siehe auch den Bericht unten: Mai 2003.
Apotheke und Sprechstunden sind gut besucht
In der neuen Sanitätsstation ist der Behandlungsraum ausgestattet.
Die Apotheke verfügt über die wichtigsten Medikamente.
Hier kann Krankenschwester Elvia professionell arbeiten. Elvia ist
Bewohnerin des Achuar-Dorfes Sharamentsa und genießt das volle
Vertrauen ihrer Gemeinde. Die Sprechstunden sind immer gut gefüllt,
hauptsächlich von Kindern und ihren Müttern.
Durch Besuch eines Spezialkurses für Diagnose und Behandlung
von Malaria kann Elvia vielen Patienten auch aus den Nachbardörfern
helfen.
Die zentrale Sanitätsstation am Río Pastaza ist fertig
Seit August 2004 wurde in der Mustergemeinde Sharamentsa bei den Achuar-Indios
fieberhaft an der neuen Sanitätsstation gearbeitet. Sie wurde
besonders groß konzipiert, da sie nicht nur der eigenen Gemeinde,
sondern auch den anderen Achuar flussauf, flussab am Río Pastaza
dienen soll. Hier wollen wir die Zentrale zur Bekämpfung der
Malariaepidemie ansiedeln. Ärzte und Sanitäter der Gesundheitsbehörden,
die zur Malariabekämpfung oder zu Impfaktionen in den Wald kommen,
brauchen einen gut ausgestatteten Stützpunkt.
Angesichts der tödlichen Malariaepidemie und der Untätigkeit
sämtlicher internationaler Organisationen, war es INDIO-HILFE
besonders wichtig, diese Sanitätsstation so schnell wie möglich
zu errichten. Die Bewohner von Sharamentsa - auch alle Kinder - schleppten
Sand, Kies und Holz. Die Männer sägten Bretter und Pfosten.
Für Statik und Dachkonstruktion schickte INDIO-HILFE zwei professionelle
Baumeister aus Puyo nach Sharamentsa.
Das Schicksal kann grausam sein: Beide Baumeister bekamen im November
Malaria und mussten ausgeflogen werden.
Zum Jahresanfang stand das Gebäude. Am 16. Februar wurde die
Sanitätsstation eingeweiht. Präsident und Vorstand der Achuar-Föderation
FINAE, der Direktor der staatlichen Gesundheitsbehörde in der
Provinz Pastaza sowie Mitglieder von INDIO-HILFE feierten mit.
Maschendraht - jetzt auch bei den Achuar-Indios
Die erste Produktion von Maschendraht im Urwald wurde letztes Jahr bei
den Shuar-Indios erfolgreich gestartet, siehe unten.
Diese Nachricht verbreitete sich in den Waldgemeinden wie ein Lauffeuer.
Jetzt konnte im Territorium der Achuar-Indios die erste manuelle „Strickliesel“
für Maschendraht installiert werden. Sie funktioniert bestens, und
alle Dorfbewohner helfen kurbeln.
Drei Indiovölker beim AMAZONICA-Workshop
Vertreter
der Shuar und Achuar wurden von INDIO-HILFE zu den Kichwa in deren
Mustergemeinde Nina Amarun eingeladen. Drei Tage lang sollten die
Erfahrungen mit unserem Pilotprojekt ausgetauscht werden. Ebenso wichtig:
das Kennenlernen und die Zusammenarbeit von Indios, die sich noch
vor zwei Generationen bekriegten.
Das Ergebnis war für alle Beteiligten überraschend und höchst
zufrieden stellend: In völlig entspannter Atmosphäre wurde
konstruktiv gearbeitet, fröhlich gefeiert und bereits Ort und
Datum für den nächsten Workshop festgelegt.
Themen am 1. Tag: Die Erfahrung mit den diversen Teilprojekten. Jedes
Volk und jede Gemeinde haben völlig andere Ausgangssituationen,
wollen aber zu sehr ähnlichen Zielen.
Themen am 2. Tag: Die Visionen. Wie sollten, möchten und können
Waldindianer in Zukunft in ihrem Wald leben und arbeiten?
Themen am 3. Tag: Voraussetzungen bei den Indiovölkern –
Gefahren und Chancen von außen. Kurz-, mittel- und langfristige
Strategien.
Das erfreulichste Ergebnis aus der Sicht von INDIO-HILFE: Allen ist
bewusst, dass sie nur durch harte Arbeit etwas erreichen können.
Die anwesenden Indio-Führer übernahmen schon am ersten Tag
die Moderation des Workshops. Die Teilnehmer berieten sich gegenseitig,
was am besten zu tun sei. Uns erklärten sie zum Abschluss, dass
nur ein Projekt wie AMAZONICA mit Indios funktionieren kann.
Erstmalig im Urwald:
Produktion von Maschendraht
Waldgemeinden, die fleißig arbeiten und sich entwickeln, brauchen
auch Zäune, sei es für die Hühnerhaltung oder alles
andere, was geschützt werden soll. Doch fern ab vom Straßennetz
bleibt für jedwede Beschaffung nur die Flugverbindung. In die
kleinen einmotorigen Cessnas, allerdings, passen keine voluminösen
Maschendrahtrollen.
Wir fanden Geräte, die einer riesigen „Strickliesel“
gleichen, von Hand über eine Kurbel betätigt. Handelsübliche
Drahtrollen werden zu Maschendraht verarbeitet. Es entstehen Bahnen
von 15 m Länge und 1,50 m Breite.
Wir installierten ein solches Gerät in Yuwints. Fünf Shuar
aus dieser Mustergemeinde lernten, Maschendraht herzustellen. Einzelne
Drahtrollen einzufliegen, ist kein Problem. Wenn sich alles gut eingespielt
hat, werden die Geräte elektrisch angeschlossen. Schließlich
stehen in den Gemeinden, mit denen wir arbeiten, Solarenergie, Wasserkraft
und mit Pflanzenöl betriebene Generatoren zur Verfügung.
Wie alle unsere Projekte mit den Waldindianern, dient auch die Maschendrahtproduktion
nicht nur dem Einzäunen in dieser einzelnen Gemeinde. Maschendraht
ist heiß begehrt und daher eine profitable Handelsware. Der
Vertrieb erfolgt auf Pferden und über die Urwaldflüsse.
Zudem haben sich schon Produktionsgruppen aus anderen Gemeinden und
sogar anderen Indiovölkern angemeldet, um das Geschäft zu
lernen.
INDIO-HILFE wird wohl noch mehrere
„Stricklieseln“ in Auftrag geben.
Die erste Schneiderwerkstatt im traditionellen Baustil der Shuar
In der Mustergemeinde Yuwints bei den Shuar waren die Männer
gern bereit, eine große Schneiderwerkstätte zu bauen -
natürlich in der typischen Architektur! Die Werkstätte wurde
- wie alle neuen Häuser im traditionellen Stil - dahingehend
verbessert, dass die tragenden Pfosten einzementiert sind, das Haus
einen Holzfußboden hat und Licht durch ein Solarsystem bekommt.
Die Möblierung ist dem Zweck entsprechend und, wie alles andere,
aus eigener Produktion. Neben dem Haus ist ein Tank mit fließendem
Wasser installiert, damit Haus, Schneiderinnen und Stoffe blitzsauber
bleiben.
Anlässlich des Besuchs von INDIO-HILFE-Mitgliedern im Oktober
wurde die Schneiderwerkstätte mit einem großen Fest eingeweiht.
Fotos von Bauarbeiten und Feier in der Galerie.
Thema Nr. 1: das Wasser
Bei der Entwicklungsarbeit mit Waldindianern gibt es viele Themen
Nr.1! Aber Primus inter pares ist doch sauberes Wasser. In Nina Amarun,
der Mustergemeinde der Kichwa am Río Curaray, verlegten die
Bewohner eine lange Wasserleitung mit Abzweigungen zu den Häusern.
So hat jede Familie ihre Wasserstelle für den Haushalt und fließendes
Wasser an dem hölzernen Waschtisch.
In Kombination mit den Trockentoiletten – siehe März 2004
– hat die Gemeinde nun die Basis für Sauberkeit und Gesundheit
im Dorf. Vor allem die Frauen sind darüber glücklich: kein
Schleppen von schlammigem Flusswasser mehr das 30 Meter hohe Steilufer
hinauf.
Allen Gemeinden, die im AMAZONICA-Projekt mitarbeiten, ist bewusst,
dass diese wertvollen Einrichtungen von ihnen erhalten werden müssen.
Jede Familie zahlt einen Wasserpfennig in die Gemeindekasse für
zukünftige Reparaturen und Ersatzteile.
Wo kommt nun aber das Wasser her? Und wie kamen die Leitungen von
fast 2 km Länge in den Wald? Hier wurden Solarenergie eingesetzt,
eine Wasserpumpe und das ecuadorianische Militär …
Während die Shuar und Kichwa lieber neben ihren Häusern
waschen, bevorzugen die Achuar-Frauen einen gemeinsamen Waschplatz
für das ganze Dorf.
Die männlichen Dorfbewohner der Mustergemeinde Sharamentsa mussten
dafür wirklich schuften, denn in der flachen Auenlandschaft des
Río Pastaza gibt es keine Steine, keinen Kies. In vielen Tagesreisen
mit dem Kanu Fluss aufwärts wurden Steine nach Sharamentsa geholt,
geklopft, sortiert und verbaut.
Der Waschplatz ist das Prunkstück des Dorfes. Frisches Quellwasser
in solcher Fülle hat Sharamentsa noch nie gesehen. Kein Wunder,
dass die Einrichtung nicht nur zum Wäschewaschen dient! Hier
wird alles und jeder geschrubbt.
Sauberes Wasser
ist der Schlüssel zur Motivation, zur Entwicklung und zum Erfolg
der Indiogemeinden. Unsere Erfahrung: Gib einem Dorf Wasser, und nach
drei Jahren hast du völlig andere Menschen vor dir.
Warum aber brauchen Indios mitten im noch intakten Regenwald eine
Wasserversorgung? Unter anderem, weil die großen Flüsse,
die aus dem Hochland kommen, die Kloaken der Zivilisation sind. Es
ist gesundheitsschädlich im Río Pastaza zu baden.
Weitere Information siehe Galerie
Erfolgreiche Schneiderkurse
Die Schneiderkurse sind der Renner in den Gemeinden. Zu unserer großen
Überraschung nehmen nicht nur Frauen daran Teil! INDIO-HILFE
schickt Schneidermeisterinnen für jeweils 2 Monate in die Mustergemeinden.
Sie lehren in mehreren Kursen das Anfertigen sämtlicher Kleidungsstücke,
die im Wald gebraucht werden, und die sich auch für den Handel
eignen. Schulkleidung und Sporttrikots sind besonders gefragt.
Das Bedienen der Nähmaschine mit Fußbetrieb oder der Umgang
mit einem altmodischen Bügeleisen, das mit glühender Holzkohle
aufgeheizt wird, fiel niemandem besonders schwer. Ein echtes Problem
dagegen war zunächst das Maßnehmen und das Berechnen der
Stoffmenge. Viele der Frauen können kaum lesen und schreiben
und hatten noch nie ein Maßband oder ein Lineal in der Hand!
Doch diese Anfangshürden sind genommen. Alle Frauen können
für den Hausgebrauch nähen. Vier begeisterte Schneiderinnen
aus Yuwints möchten ihre Kenntnisse noch perfektionieren, um
aus der Bekleidungsproduktion für die Waldgemeinden einen Beruf
zu machen.
Sharamentsa: Auch die Männer
sind von den neuen Schneiderkünsten in den Gemeinden begeistert.
Milton Callera, der Präsident der Achuar-Föderation FINAE
flog zusammen mit Vorstandsmitgliedern in die Mustergemeinde Sharamentsa,
um den erfolgreichen Abschluss des zweiten Schneiderkurses mit den
Frauen zu feiern.
Die Herberge in Quito:
Schenkung von INDIO-HILFE an Bergbauern
Pilahuines heißen die Bergbauern, Kichwa-Indios im Andenhochland
aus 12 Gemeinden in der Provinz Tungurahua. INDIO-HILFE übertrug
ihnen zur gesamten Hand eine Herberge in Quito nahe dem Indiomarkt
im Stadtteil San Roque. Das Haus aus der Kolonialzeit wurde 1998 vom
Verein gekauft und zusammen mit den Bergbauern 3 Jahre lang renoviert
und ausgebaut. Durch die starke Hanglage des Grundstücks sieht
man von der Straße aus nur 2 Stockwerke. Insgesamt gibt es 5 Etagen,
einen großen eingemauerten Hof mit Lagerräumen, Spielplatz
für die Kinder, Wäscherei und 5 Duschkabinen mit warmem
Wasser.
Familien von mehreren Zwischenhändlern leben hier permanent.
Die anderen Räume sind Herberge für die Bauern, die während
der Markttage mit ihrer Ware in die Stadt kommen. Die große
Küche mit Speisesaal verkauft Mahlzeiten auch an andere Marktbesucher,
wodurch die Pilahuines einen kleinen Verdienst erwirtschaften. Außerdem
unterhalten sie einen Laden, in dem es von Zahnpasta über Draht
bis Nähfaden alles gibt. Als weiteren Erwerbszweig haben sie
eine kleine Telefonzentrale eingerichtet, denn die meisten Menschen
in dieser Gegend haben keine eigenen Telefonanschlüsse. Mit diesen
Einnahmen unterhalten sie das Haus und haben einen zusätzlichen
Verdienst zu ihren Marktgeschäften.
Das System der Hausverwaltung ist unter Beratung von INDIO-HILFE einige
Jahre geübt worden. Im Mai war es dann soweit: Mit einem großen
Festakt wurde die Herberge den Pilahuines geschenkt. Wenn alle Zimmer
belegt sind, bietet sie 120 Menschen Unterkunft.
Wir freuen uns für die Pilahuines und ganz besonders für
ihre Kinder. Durch dieses Zuhause bleibt ihnen das Schicksal von Straßenkindern
erspart.
Die erste Biogasanlage im ecuadorianischen Urwald
In größeren Gemeinden ist es sinnvoll, kompostierbaren
Abfall und die Versitzgruben zur Produktion von Biogas zu nutzen.
Außerdem ist es ein Anliegen unseres Pilotprojekts AMAZONICA,
Technologien auszuprobieren, die im Urwald funktionieren können,
umweltfreundlich sind und Energie liefern.
Ekkehard Schneider, ein erfahrener deutscher Ingenieur für Biogasanlagen,
reiste in die Mustergemeinde Yuwints bei den Shuar-Indios. Mit 220
Einwohnern - 90 davon sind Schüler - liegt die Gemeinde zahlenmäßig
an der untersten Grenze, um eine kleine Biogasanlage in Betrieb nehmen
zu können.
INDIO-HILFE hatte schon vor 2 Jahren neben den Schulgebäuden
eine Toilettenanlage mit Waschplätzen gebaut. Zwischen dieser
Anlage und dem Gemeindehaus mit Schulküche wurde die Grube für
die Biogasproduktion ausgehoben. Die Fotos in der Galerie erklären
den Ablauf.
Alle arbeiteten fleißig mit, sodass die Biogasanlage schon nach
5 Tagen installiert war. Gespeist wird die Kunsstoffblase aus der
Schultoilette und mit allen kompostierbaren Abfällen der Gemeinde.
Die Gasproduktion kommt der Schulküche zugute. Neben offenen
Holzfeuern und Holzkohlengrill konnte jetzt auch ein Gaskocher installiert
werden.
Wichtiger, als auf Gas zu kochen, ist für die Gemeinde selbstverständlich,
den Umgang mit neuen Technologien und Prozessen zu erlernen. Durch
das Sammeln aller kompostierbaren Abfälle löst sich das
gesamte Müllproblem in der Gemeinde von selbst: Was nicht in
die Biogasproduktion wandert, wird verbrannt oder eingegraben.
Die Trockentrenntoilette
Ecological Sanitation, ökologische Abwasser- und Sanitärsysteme,
hier im Besonderen: die Trockentoilette (auch Komposttoilette) –
wie die Bezeichnung auch immer lautet – die Indio-Völker,
die mit uns arbeiten, installieren diese Toiletten in ihren Dörfern.
Im Rahmen unseres Pilotprojekts AMAZONICA wurden die ersten Trockentoiletten
bei den Achuar-Indios in der Provinz Pastaza gebaut. Shuar- und Kichwa-Indios,
die wir zum Kennenlernen einluden, waren spontan überzeugt und
richten nun die Trockentoiletten auch bei ihren Häusern ein.
Das bedeutet in der Dorfentwicklung einen ganz wesentlichen Schritt.
Wo viele Menschen auf einem Fleck leben und Kinder in die Schule gehen,
muss auf Hygiene geachtet werden – zur Gesundheitsvorsorge und
als Teil der Erziehung.
Dazu sind gerade im Urwald die Trockentoiletten ideal: Sie brauchen
kein fließendes Wasser, sind leicht sauber zu halten, entwickeln
keine unangenehmen Gerüche und die kompostierten Fäkalien
dienen als Dünger! Ebenfalls sehr wichtig: Diese Toiletten bauen
die Indios selbst aus natürlichen Materialien, die sie vor Ort
finden.
Genaue Information entnehmen Sie bitte den Bildzeilen unter den Fotos
in der Galerie.
Den Entwurf der Trockentoilette lieferte der Biologe Chris Canaday,
der seit Jahren auf diesem Gebiet in Ecuador tätig ist. Mehr
Information unter http://www.inodoroseco.blogspot.com
Eine Flugpiste in Handarbeit
Nina Amarun, die AMAZONICA-Mustergemeinde
bei den Kichwa, kann ab sofort angeflogen werden. Die Reise zu dieser
Gemeinde war bisher teuer, langwierig und gefährlich. Neben ihrer
Tagesarbeit bauten acht Familien über mehrere Jahre an der Sandpiste
nach Vorschrift der ecuadorianischen zivilen Luftfahrtsbehörde.
In dem schwierigen Urwaldgelände mussten Bachläufe umgeleitet,
Hügel abgetragen und Gräben eingeebnet werden. Das alles
geschah nur mit Schaufel und Hacke. Zum Planieren dienen an Stelle
einer Straßenwalze riesige Baumstämme, die die Dorfbewohner
unermüdlich auf und ab rollen.
Tradition will gelernt sein
Fast verlorene Schätze werden wieder
ausgegraben. Im Rahmen des Projekts AMAZONICA erlernen Kinder und
Erwachsene das typische Kunsthandwerk ihres Volkes. Kulturunterricht
ist eine wichtige Aufgabe für alle älteren Menschen im Dorf.
Sie lehren regelmäßig auch Lieder, Tänze, Legenden
und Bräuche.
Vorbereitung für das erste Naturschutzgebiet abgeschlossen
INDIO-HILFE finanzierte und organisierte alle nötigen Arbeiten,
um eine wissenschaftliche Dokumentation über das Achuar-Territorium
fertig zu stellen. Diese Unterlagen sind die Voraussetzung, um bei
dem ecuadorianischen Umweltministerium einen Naturschutztitel für
das Achuargebiet beantragen zu können.
Wenn die Regierung die Genehmigung gibt, werden noch wesentlich umfangreichere
Arbeiten notwendig sein, um ein so großes Naturschutzgebiet
einzurichten und zu verwalten. Die Achuar wollen 7.500 qkm schützen
lassen.
Ein Fest für einen
Adler
Die Harpyie schützt
ihren Regenwald
Die Harpyie, der drittgrößte
Adler der Welt, ist einer der wichtigsten Bioindikatoren. Wo sie
in genügender Zahl lebt, liefert die Harpyie den Beweis für
ein völlig gesundes Ökosystem, das geschützt werden
muss.
Für uns geht es um den letzten großen tropischen Regenwald
(Primärwald) Ecuadors in der Provinz Pastaza. Er gehört
weltweit zu den Regionen höchster und wertvollster Artenvielfalt.
INDIO-HILFE arbeitete 2 Jahre lang mit spanischen Ornithologen an
dem wissenschaftlichen Nachweis der Harpyie in der ecuadorianischen
Amazonasregion. Auf Grund der Dokumentation erklärte Ecuador
diesen Adler zum Symbol des nationalen Naturerbes und den Mai zum
„Monat der Harpyie“.
Am 22. Mai 2003 feierte Ecuador erstmalig die Harpyie und den Naturschutz.
Kultur und Zivilisation unter einem Dach
Windschiefe Bretterbuden mit rostigen Wellblechdächern sind bei
AMAZONICA Vergangenheit. Völker mit Kultur können ihre traditionelle
Bauweise mit nützlichen modernen Errungenschaften verbinden.
Alle neuen Gebäude in den Mustergemeinden werden jeweils nach
Art der Shuar, Achuar oder Kichwa gebaut. Praktisch sind Fußböden,
fließendes Wasser und Solarstrom. Zu jedem Bau gehören
ein Toilettenhäuschen und ein Waschplatz.
Beginn des Pilotprojekts AMAZONICA zur Rettung des tropischen Regenwalds durch Förderung seiner
Urbevölkerung.
Aufbauarbeit mit Mustergemeinden, Gründung der Urwald-Akademie,
Einführung und Nutzung Erneuerbarer Energien, Schaffung von Naturschutzgebieten.
Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Weihenstephan, dem Polytechnikum
in Quito, Ecuador und der UNESCO.
Weitere
Informationen zum Projekt AMAZONICA stehen als PDF-Dokument
zum Download
bereit.
Besuchen Sie auch die Website
der AMAZONICA
(www.amazonica.org).
„Erste Alternative Runde“ über Erneuerbare Energien in Puyo, Provinz Pastaza, für 150 Indio-Parlamentarier und die ecuadorianische Regierung. Zusammenarbeit mit der FH Weihenstephan.
Landesweites Gesundheitsprojekt für Indios in Ecuador, Küste - Andenhochland - Amazonasregion: in den Provinzen Pastaza und Morona Santiago mit den Völkern der Shuar, Achuar, Tiefland-Kichwa und Zápara. Bau von 7 Sanitätsstationen mit Funkverbindung - erste Fotovoltaikanlage für Trinkwasser und Strom im Urwald bei den Achuar - Kampagne gegen Malariaepidemie, Dengue und mehrere eingeschleppte Krankheiten.
Zusammenarbeit mit den Pilahuines,
Hochland-Kichwa (5000 Bergbauern), Provinz Tungurahua, nahe dem
Chimborazo.
Landwirtschaft: Produktion und Vermarktung - Bau eines großen
Marktes mit Schlachthaus - Weiträumiges Wasserprojekt: Fassen
von zwei Quellen in 4000 m Höhe für Trinkwasser und zum
Bewässern der Felder an den Berghängen - Kauf und Einrichtung
eines Hauses als Herberge (für 140 Personen) in der Hauptstadt
Quito nahe dem Indio-Markt: Unterkunft und Schutz für die anreisenden
Bergbauern während der Markttage.
Zusammenarbeit mit dem Volk der Chachi
(7000 Indios) im letzten tropischen Regenwald an der Pazifikküste,
Provinz Esmeraldas.
Projekte in sämtlichen Bereichen. Von besonderer Bedeutung:
Vermessung und gesetzliche Zuteilung des traditionellen Lebensraumes
mit Eigentumstitel - Wiederbelebung und Schutz der Chachi-Kultur
- Ausbildung - Landwirtschaft - Schaffung einer medizinischen Infrastruktur:
Bau des ersten und einzigen Krankenhauses in dieser Waldregion mit
einem Netz von 9 Sanitätsstationen.
Erstmalig von einem Chachi geschrieben,
von INDIO-HILFE herausgebracht.
INDIO-HILFE begleitete 20 Jahre lang die Chachi-Indios in Ecuador.
Die Projekte sind zu Ende geführt. Was bleibt, ist die Freundschaft.
Als Freunde halfen wir dem Chachi-Autor, aus losen Manuskriptseiten
und Zeichnungen ein Buch zusammenzustellen - zweisprachig in Spanisch
und Cha'palaachi. Es bringt Historie und Gegenwart, Berichte über
alte Medizinmänner und den letzten traditionellen Häuptling,
Bräuche und blutrünstige Legenden, Zeichnungen, Fotos und
ein Wörterverzeichnis cha'palaa - español.
Format: 18 x 18 cm
Umfang: 368 Seiten
Einzelpreis: € 17,80 inkl. Versand
Das wichtigste Buch für die Chachi, und ein Stück Geschichte
und liebe Erinnerung von INDIO-HILFE.